Smart City Regensburg
München [ENA] In der Revue der deutschen Smart-Cities, die der Münchner Kreis seit geraumer Zeit veranstaltet, war Mitte Januar 2024 als Nr. 19 die Stadt Regensburg an der Reihe. In einem Online-Referat wurde der weite Weg vom Weltkulturerbe zur Smart City nachgezeichnet.
Toni Lautenschläger, Leiter des dortigen Amtes für Wirtschaft und Wissenschaft, erläuterte die Details und die digitalen Baustellen, die in einer fast 2000 Jahre alten Stadt mit Umsicht angegangen werden müssen. In der Tat vermittelte sich der Eindruck, daß man die Verbindung von Historie und zukunftsfähigem Innovationsstandort wohlüberlegt herstellt, ohne die Dinge übers Knie zu brechen. Man denkt Smart City nicht von der Digitalisierung her und hat deshalb nicht nur digital affine Bürger im Blick, sondern versteht die digitale Infrastruktur als Begleiterscheinung einer überhaupt guten Stadtentwicklung. Wenn sie dauerhaft Erfolg haben solle, müsse sie kollaborativ, kokreativ und ganzheitlich ausgerichtet sein, so Lautenschläger.
Die Stadt müsse grün werden, dabei aber gerecht und produktiv bleiben. Im Bereich der Mobilität etwa wurde ein Mobilitätstestfeld eingerichtet, in dem Hochschulen, Unternehmen und Stadtverwaltung smarte Technologien unter realen Bedingungen entwickeln und erproben können. Dafür hat man auch einen von fünf E-Bussen zu einem Reallabor umgebaut, in dem ortsansässige Firmen Innovationen etwa bei Motor und Leistungselektronik testen konnten.
Die Einsicht, daß Technik allein noch keine nachhaltige Innovation garantiert, führte zur Einrichtung eines Cross-Innovations-Lab, also eines Innovationsökosystems, das weg vom bequemen Silo-Denken zur Ko-kreation führt. Die beteiligten Partner müßten ihre jeweilige Komfortzone verlassen. Lautenschläger sprach sogar von einer "Zukunftsinfrastruktur", in der Kompetenz, Technik, Organisation und Prozesse versammelt werden. KI darf darin nicht fehlen, und demzufolge wurde auch schon die Initiative "Artificial Intelligence Regensburg" gegründet. Es gibt außerdem eine eigene Kreativbehörde, die ein Kreativareal initiiert.
Die Wortverbindung "Kreativbehörde" klingt wie ein Oxymoron, doch bei geeigneter Besetzung der Funktionen und bei amtlicher Zurückhaltung kann eine solche Koordinationsstelle durchaus funktionieren. Man muß sich auch stets bewußt bleiben, daß es hier um den öffentlichen Raum einer Smart City geht, der hierzulande immer als administrierter öffentlicher Raum verstanden (oder usurpiert) wird. Wenn ein solcher Raum nicht primär von der Konkurrenz von Herstellern auf dem Markt gestaltet werden soll, muß die Administration die Marktkreativität durch eigenen Weitblick und Gestaltungswillen ersetzen.
Mit der Modernisierung der genuin administrativen Aufgaben ist man freilich schon genug beschäftigt. Das Weltkulturerbe, das die Stadt darstellt, will digital zugänglich gemacht werden. Mit einem digitalen Zwilling will man zunächst die Energieversorgung effizienter machen. Erfolgreich hat man die Simulationfähigkeiten des digitalen Zwillings bereits bei der Vandalismusbekämpfung eingesetzt. Für einen Gebäudekomplex, der immer wieder wilden Schmierereien ausgesetzt war, wurden verschiedene graphisch-künstlerische Gestaltungen als Architektursimulation entworfen, bis man sich für einen entschied, der dann auch ausgeführt wurde (siehe Titelbild).