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Nach 70 Tagen aus für "Kaufhaus Österreich"

Verantwortlicher Autor: Walter Vymyslicky Wien/Österreich, 10.02.2021, 17:48 Uhr
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Das Ende eines Digital-Kaufhauses. Zurück zum Anfang
Das Ende eines Digital-Kaufhauses. Zurück zum Anfang  Bild: Walter Vymyslicky

Wien/Österreich [ENA] Zwei Monate dauerte einer der größten Wirtschaftsflops des Landes, der 827.000-Euro kostete. Mit 30.11.2020 startet etwas vollkommen Neues in Österreich: Mit dem „Kaufhaus Österreich“ erhalten heimische Händlerinnen und Händler eine neue E-Commerce-Plattform: Für einen digitalen regionalen Einkauf

groß wurde der Internet-Markplatz Kaufhaus Österreich von den beiden ÖVP-Politikern Harald Mahrer und Margarete Schramböck angekündigt. Das Projekt sollte sich jedoch als Flop herausstellen. Der Versuch, Internetriesen wie Amazon, Zalando und Co. mit österreichischer Konkurrenz in die Enge zu treiben, ging vollends nach hinten los. „ZackZack“ berichtete in einer Aussendung am 10.02. von schlechte Bedienung, Datenschutzprobleme, Links, die zum deklarierten Konkurrenten Amazon führten: die Liste der Probleme war lang. Die Kosten von 627.000 Euro für Betrieb und Erstellung der Seite zuzüglich 200.000 Euro für Werbung für ein schlecht bedienbares Telefonbuch sorgten für massig Kritik.

Laut dem Finanzmagazin „Börsianer“, das sich auf informierte Kreise beruft, ist das Projekt nun wieder Geschichte. Die Seite wird in der derzeitigen Form vom Netz genommen. Pro Tag kostetete das Kaufhaus Österreich somit den österreichischen Steuerzahler 11.814 Euro. Gerade einmal 70 Tage überlebte die Plattform. Nicht einmal genug Zeit, um die parlamentarischen Anfragen der Opposition zur Flop-Plattform zu beantworten, die Frist für die Beantwortung durch Schramböck läuft erst am 11. Februar aus. Für ÖVP-Ministerin Schramböck, die stets betont “aus der Wirtschaft” zu kommen – sie war von 2016 bis 2017 CEO bei A1 – ist der Flop jedenfalls ein Desaster.

Der Grund für das Zusperren ist ebenfalls kurios. Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort dürfe überhaupt keinen kommerziellen Marktplatz betreiben. Die WKO will es erst gar nicht. Die Wirtschaftskammer und Präsident Mahrer hatten sich nach Aufkommen erster Kritik an der Plattform vom “Kaufhaus Österreich” distanziert. Die Kammer will die Seite in der jetzigen Form nicht betreiben. Im Dezember äußerte sich Mahrer, der das Projekt selbst mit Schramböck ins Leben gerufen hatte, kritisch: „Ich hätte mir das Projekt des Wirtschaftsministeriums selbst genauer ansehen sollen. Da hätte man mehr draus machen können. Als Digitalisierungsexperte ärgere ich mich über alle Maßen.

Gut gemeint heißt eben leider nicht immer gut gemacht.“ Geplant sei nun, die Seite nur mehr als Firmenverzeichnis weiter zu betreiben. Vor Weihnachten stellte der Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer in Aussicht, eine „Challenge“ für Startup Unternehmen ins Leben zu rufen, um die Seite auf Vordermann zu bringen. Gehört hat man von Mahrers Plan allerdings nichts mehr.

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