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Neues Europaquartier in Göttingen 02.02.2021

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Göttingen, 02.02.2021, 21:44 Uhr
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Dieses Jahr wird das Bauvorhaben wohl nicht beginnen
Dieses Jahr wird das Bauvorhaben wohl nicht beginnen  Bild: Image by Nikguy from Pixabay

Göttingen [ENA] Manche erinnern sich noch: Ich glaube es war 2017, da begründete die Stadt Göttingen in Zusammenarbeit mit der Klosterkammer Hannover, die in Göttingen über einige Grundstücke verfügt, ein Bauvorhaben, das am nördlichen Rand des Stadtgebietes angesiedelt werden sollte:

Viele neue Wohnungen sollten entstehen, quasi ein neuer Stadtteil, natürlich angegliedert und integriert zum angrenzenden Bezirk, wie es immer so schön heisst. Angrenzender Stadtbezirk war der Holtenser Berg, der von der Städtischen Wohnungsbau und Volksheimstätte in den 60iger Jahren entstanden war und heute rund 1300 Wohnungen bietet, davon rund 985 Wohnungen der Städtischen Wohnungsbau, der Rest Volksheimstätte. Doch nach ersten Planungen taten sich hier und da Probleme auf, das größte war die verkehrstechnische Anbindung des neuen Stadtteils, der Stand heute nur über eine Straße, der Europaallee, stattfinden könnte.

Die Bürger wurden zu mehreren Anhörungen eingeladen, es bildete sich schnell eine Bürgerinitiative Holtenser Berg, denn insbesondere die Belastung des gesamten Verkehrs über eine Strasse sahen viele als problematisch und quasi undurchführbar an. Es sollte zu einem späteren Zeitpunkt ein Gremium gebildet werden, wo jeder Bürger die Möglichkeit hätte, sich an den Diskussionen zu beteiligen und Anregungen, Kritik und Meinungen einzubringen, durch Corona wurden jedoch weitere Versammlungen nicht veranstaltet und das Gremium gibt es nicht. Soweit die Geschichte in Kürze.

Heute hatte die Stadt Göttingen die Pressevertreter zu einem Statement aller Beteiligten und einem Ausblick eingeladen, wie soll es weitergehen. Ich habe hier die Kernaussagen einmal zusammengefasst. Aber das wichtigste vorab: Es sind keine weiteren Versammlungen geplant, interessierte Bürger können eine Webseite, die heute freigeschaltet wurde, besuchen und dort alle Planungen, Vorschläge, Bauvarianten usw. einsehen, Musterfotos und Skizzen einsehen und auch selbst zu den Varianten Änderungsvorschläge usw. einbringen, die abgespeichert werden und auch von anderen Besuchern eingesehen werden können.

Dazu ist eine Anmeldung auf der Webseite nötig, weil gemachte Einträge später auch gelöscht werden können. Die URL ist: http://www.europaquartier.de . Bis Ende März 2021 können engagierte Bürger sich zu diesem Bauvorhaben auf der Webseite äussern und sich entsprechend einbringen. Ohne es vorweg nehmen zu wollen: Natürlich erklärte Herr Köhler, OB Göttingen, das nicht alle von Bürgern gemachten Vorschläge zu Änderungen und Verbesserungen auch umgesetzt werden können. Diese werden zum Ende gesichtet und quasi bewertet, ob eine Umsetzung sinnvoll und wichtig ist.

Okay, nun zu den Beiträgen. Es beginnt Herr Köhler OB Stadt Göttingen. Für Ihn sei heute ein erfreulicher Anlass, ein wichtiger Baustein in Sachen mehr Wohnraum in Göttingen sei gelegt, ohne Corona wäre man schon 1 Jahr weiter. Es sollen 600 – 700 Wohnungen auf einem 11.2 ha großem Gelände entstehen mit gemischten Wohnquartieren, sozial ausgewogen. Es wären bereits mit den Stadtwerken Göttingen Gespräche geführt worden, auch die Entsorgungsbetriebe müssen mitgenommen werden. Klimaschutz wäre ein wichtiges Thema, deshalb wären Themen wie Nahwärmenetz, Solarfelder westlich der Autobahn, hoher Grünanteil, eventuell Gebäudebegrünung wichtig.

Desweiteren werde an guten Busverkehr, guter Ausbau von Rad- und Fusswegen, Kitas, Tagespflegeeinrichtungen, Car-Sharing und auch Einzelhandel zu denken sein. Ebenfalls ist ein nachbarschaftliches Miteinander zu bereits vorhandenen Wohneinrichtungen wichtig. Es sollen Sozialwohnungen, Einfamilienhäuser in verdichteter Bauweise und eventuell auch betreutes Wohnen umgesetzt werden neben „ normalen „ Wohnungen. Er sei ein Fan vom Holtenser Berg, der sich aus den früheren Zeiten, wo er im Vorstand der Städtischen Wohnungsbau sozusagen den Aufbau mitverfolgt hat. Der Holtenser Berg, der sich an das neue Areal angrenzt, sei sozial unauffällig, aber nicht besonders stark.

Es muß in jedem Fall ein vertretbares Preisgefüge gegeben sein. Bezüglich der verkehrstechnischen Anbindung seien in früheren Zeiten heftige Diskussionen entstanden, diesbezüglich werde eine Abklärung und Realisierung vor dem Start gemacht, Gelder werden von der Stadt zur Verfügung gestellt. Dann ergreift Herr Biallas, Präsident Klosterkammer Hannover, das Wort. Die Klosterkammer hatte über das Erbbaurecht die nötigen Flächen zur Verfügung gestellt. Die Klosterkammer verfügt über einige Bauflächen in Göttingen. Vor 4 Jahren wollte er und Herr Köhler noch zusammen den ersten Spatenstich zu diesem Projekt erleben, jetzt sieht er aufgrund gesetzlicher- und anderer Rahmenbedingungen dies nicht mehr als realisierbar an.

(Anmerkung der Redaktion: In diesem Jahr findet im September 2021 die Neuwahl des OB in Göttingen statt). Der Wohnraum würde aber jetzt fehlen. Er habe schon viele Einwände und Zuschriften von Bürgern auch nach Hannover bekommen, und es seien viele ernsthafte dabei. Auch er sehe die Notwendigkeit eines nachvollziehbaren Angebotes in Sachen Verkehrsanbindung, die dann anstehende Realisierung soll möglichst konfliktarm erfolgen. Die 3 derzeit zur Verfügung stehenden Varianten der baulichen Umsetzung des Wohnprojektes habe er sich angesehen und findet sie fachlich prima, darüber könne man diskutieren. Trotz Corona sei das Projekt vorangegangen. Die Neuen sollen nicht als Fremdlinge wahrgenommen werden sondern integriert werden.

Alsdann kommt Herr Toben, Geschäftsführer Niedersächsische Landesgesellschaft mbH, zu Wort. Er führt aus, das 60 % der Fläche der Klosterkammer gehöre, 40 % der Landesgesellschaft, damit sei das das zweitgrößte Projekt überhaupt, das die Landesgesellschaft betreue. Das Investitionsvolumen läge bei 20 Mio. Euro. Als Herr Toben erwähnt, das die Stadt Göttingen noch nicht Gesellschafter der Landesgesellschaft sei, Bovenden als Beispiel schon, wirft Herr Köhler die Frage ein, was Herr Toben denn bieten würde, wenn die Stadt beitreten würde ? Herr Toben führt weiter aus, das schon viele Projekte mit der Klosterkammer realisiert worden seien, die Zusammenarbeit sei dabei immer gut gewesen.

Bezahlbares Wohnen heisst aber nicht nur Sozialwohnungen. Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen soll in Zusammenarbeit mit der Stadt Göttingen dieses Bauvorhaben entsprechend zertifizieren lassen. Herr Linker vom Architektenbüro Bankert, Linker & Hupfeld stellt alsdann die 3 möglichen Varianten vor, die einmal realisiert werden könnten. Dabei erklärt er, es gäbe zwischen den 3 Varianten keine Vorauswahl, es wurden lediglich Vorbesprechungen gemacht. Allerdings sind auch weitere Varianten nicht geplant. In der Regel soll es sich um 3 – 5 geschossige Bebauung handeln, eventuell kann es sich noch aufgrund des Bauherren ergeben, das höher gebaut wird.

Bei Variante 1 handelt es sich um Wohnhöfe, etwas kleiner als andere Varianten, die eine kleine Grünfläche umschliessen, nach Süden Richtung Holtenser Berg eher kleine 2 – 3 geschossige Häuser, bei Variante 2 sind die Häuser nicht so eng positioniert, haben daher größere Grünflächen, blockartige Strukturen, innerhalb der Blöcke große Grünflächen oder auch private Gartenstücke sind möglich. Es handelt sich um eine eher offene Bauweise. Bei Variante 3 handelt es sich um Richtung Süden, also Holtenser Berg lange geöffnete Strukturen, kein Rechteckbau wie bei den anderen Varianten, sondern eher schlangenförmig. Dazwischen zusammenhängende Grünbereiche und Wohnstrassen. Desweiteren kennzeichnet diese Variante breites Landschaftsbild nach Norden.

Variante 1 Modell Wohnhöfe (Grafik Niedersächsische Landesgesellschaft mbH Hannover)
Variante 2 Modell Terassenhöfe (Grafik Niedersächsische Landesgesellschaft mbH Hannover)
Variante 3 Modell Gartennachbarschaft (Grafik Niedersächsische Landesgesellschaft mbH Hannover)

Generell sind 2 Bushaltestellen in allen Varianten angedacht. Sie können die 3 Varianten auf den Fotos begutachten. Alle 3 Varianten wären in ihrer jetzig geplanten Form funktionsfähig. Nach den Ausführungen stellen Mitarbeiter des Büros die neue Webseite und deren Inhalte und Möglichkeiten vor, das erspare ich mir hier, denn das kann jeder selbst ausprobieren, der Link steht am Beginn dieses Berichtes. Zum Schluß wurde nochmals darauf hingewiesen, das auch gerne Vorschläge zur Verbesserung der Aufnahme des Verkehrs in der Europaallee aufgenommen werden, Herr Köhler ergänzt aber: Die ermittelten Zahlen würden aber sagen: Nach dem Umbau kann die Europaallee den Verkehr aufnehmen. Ob und wie das realisiert wird, ist noch offen.

In diesem Zusammenhang möchte ich ergänzen, das ich im Anschluß mit der Bürgerinitiative Holtenser Berg insbesondere über das Thema Europaallee gesprochen habe. Dort hieß es, letzte Ausführungen von Herrn Köhler gingen in die Richtung, das an der Europaallee nichts verändert wird, sondern lediglich bei der Auf- und Abfahrt Holtenser Berg an der Holtenser Landstraße eine Art Kreisverkehr kommen soll, damit hier der Verkehr in alle Richtungen, nach Holtensen, in die Stadt und zum Holtenser Berg reibungslos fliessen kann. Und noch eine Anmerkung: Sicherlich werden aufgrund der Corona durch fehlende Live – Versammlungen einige Bürger aus der Beteiligung durch Ideen, Anregungen, Änderungswünschen usw. ausgeschlossen.

Weil nicht jeder über Internet verfügt oder sich damit auskennt, das läßt sich nicht ändern. Aber wer jetzt glaubt, das jede Änderung usw. automatisch in weitere Planungen einfließt, der muß enttäuscht werden. Natürlich will man dem mündigen Bürger eine Art Beteiligung aufzeigen und die Idee und Realisation ist ja ganz nett, aber zu sagen oder mitzuentscheiden haben die Bürger natürlich nicht. Im übrigen wird derzeit mit Fertigstellung und Bezug der neuen Wohnungen gegen Anfang 2024 gerechnet. Über einen möglichen Baubeginn wurde keine Aussage getroffen.

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